MakeFrontendShitAgain.party – die 90er sind zurück

Heutige Webseiten sind glatt gebürstet, responsive, Design aus der Feder von Designern. Perfektion. Langweilig! Das war nicht immer so und muss auch nicht. Als die Privatanwender und auch Firmen Mitte bis Ende der 90er das Internet entdeckten, sind interessante Homepages entstanden. Der Internetprovider bot damals meist noch ein paar MegaByte Webspace an, welcher unter einer obskuren URL erreichbar war. Alternativ gab es Geocities oder als ersten Homepagebausten Beepworld.de. An eine eigene .de Domain wagte man nicht träumen.

Die Webseiten entstanden aus einer Mischung von naiven HTML den man selbst in Notepad und SelfHTML zusammen zimmerte, oder aus schlechten HTML-Code der aus den ersten WYSIWYG-Editoren heraus purzelte. Man hatte einen Counter, ein Gästebuch. Animierte Gifs waren der Renner und wurden schnell von Webseite zu Webseite kopiert. Die GIF-Bildern waren in zweifelhafter Qualität, die Ladezeiten mussten schließlich im Rahmen bleiben. Anwälte hatten das Internet noch nicht entdeckt und man wurde deswegen nicht gleich abgemahnt, wenn man ein Bild irgendwoher kopierte.

Seiten die es noch nicht gab, wurden angelegt und mit einer “Under Construction” Animation hinterlegt. Hier wird gebaut. Ein Haus wird auch nicht an einem Stück gebaut.

Eine Hintergrundmusik, welche beim Aufruf der Webseite, in bester Midi-Qualität, losträllerte unterstrich die individuelle Note genauso wie der eigene Mauszeiger. Im Internet Explorer wurden die Scrollbalken farblich abgeändert. Dafür gab es eigenen CSS-Code, welcher auch nur im Internet Explorer funktionierte. Man optimierte die Seite für seinen Lieblingsbrowser und zeigte dies auch: Optimiert für Netscape Navigator. Natürlich mit Versionsangabe, Netscape 3 war toll, Netscape 4 nicht!

Zu Weihnachten wurde mittels Java-Script fallender Schnee gezeigt. Für andere Anlässe wie Ostern gab es ebenfalls Ostereier die vom Webseitenhimmel fielen.

Daher nun zum Kernthema: dieses Design, der naive Ansatz, der Spaß, der muss wiederbelebt werden. Dies sagt zumindest der Author der Webseite MakeFrontendShitAgain.party. Direkt nach dem Betreten der Seite, animieren die GIFs, Hintergrundmusik dudelt ungefragt los. Alles glitzert. Das Design wirkt altbacken, aber beim Scrollen merkt man sofort, hier wird altes Design mit Hipster-Modern-Webseiten-Ansätzen vereint. Das unsägliche Scrolldesign mit nur wenigen Infos pro Bildschirmseiten hat hier Einzug gehalten. Man verbindet das schlechte von gestern mit dem vom heute.

Wer sich bis an Ende wagt, findet eine Linksammlung zu ähnlich skurrilen Webseiten. Perfekt um ein oder zwei Stunden Produktivität zu verlieren.

Ob sich der Ansatz für Shitty Webseiten erneut durchsetzen wird? Fraglich. Zumindest ist die Webseite eine nette Erinnerung an die Zeiten als Webdesigner der 90er.

Hier gehts zur besten Webseite

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