Hosteurope CPanel Webhosting im Test

Im Rahmen eines kostenlosen Produkttests konnten wir die neuen cPanel-Tarife von Hosteurope testen. Unser Fazit.

Hosteurope hat uns eingeladen die neuen cPanel-Tarife zu testen und uns ein cPanel Deluxe Paket für 2 Jahre zur Verfügung gestellt. Wir haben dies zum Anlass genommen, den Tarif zu testen. Hierfür haben wir eine Webseite von uns auf den neuen Tarif umgestellt.

Wir selbst hosten seit über 15 Jahren bei Hosteurope unsere Webseiten im klassischen Webhosting. Bisher setzte Hosteurope auf ein eigenes System, dem KIS. Mit dem cPanel versucht man nun einen neuen Ansatz. So ganz sicher scheint man sich hier noch nicht zu sein, da es das klassische Webhosting weiterhin gibt.

Was ist das cPanel überhaupt?

cPanel? Um ehrlich zu sein, kannte ich den Namen bisher nicht. Auch wenn wir bereits seit längerem im Netz unterwegs sind und Webseiten hosten, ist mir der Name bisher nicht unter gekommen. Webhosting ist für uns ein Mittel zum Zweck, es soll laufen und fertig.

cPanel ist ein Konfigurationstool für Webserver und Webhoster. Entwickelt wird es von der Firma cPanel Inc. Es ist vergleichbar mit Plesk, welches eine größere Verbreitung hat. Im Grunde genommen rückt Hosteurope damit von der eigenen KIS-Lösung ab und nutzt ein fertiges System. cPanel ist überwiegend im US-amerikanischen Markt im Einsatz. Die Übernahme von Hosteurope durch das amerikanische GoDaddy dürfte hier also eine Rolle spielen.

Die Tarife

Tariflich gibt es weiterhin die Unterscheidung zwischen den kleinen und großen Tarifen. Der kleinste Tarif geht bei 3,49 Euro los, bietet 100 GB Speicherplatz, 10 MySQL-Datenbanken, die nächsten Stufen bieten bis 20 Euro etwas mehr Leistung in Form von mehr Datenbanken und ab 20 Euro hat man auch Auto-SSL mit dabei. Außerdem wird der Speicherplatz mit großzügigen “Unbegrenzt” beworben.

Die kleinen Pakete decken die klassischen kleinen Webauftritte ab, wer mehr Leistung benötigt der findet, bei den cPanel Webservern passende Angebote.

Die Pakete starten bei 20 Euro. Hier bekommt man deutlich mehr technische Informationen und garantierte CPU, RAM und SSD-Resourcen. Auch das Auto-SSL ist hier in den Tarifen standardmäßig mit dabei. Die Tarifspanne endet hier bei 35 Euro, bei den klassischen Tarifen gibt es nach oben mehr Spielraum mit mehr Leistung.

Alle Tarife sind monatlich kündbar buchbar. Hier wird eine Setupgebühr von 20 Euro fällig.

Insgesamt ein rundes Tarifportfolio, welches der wachsenden Webseite nach oben hin genug Spielraum liefern sollte. Preislich finden wir die Tarife absolut OK.

Administration im cPanel

Die spannende Frage war, wie gut die Administration im cPanel funktioniert. Auf den ersten Blick erschlägt einen die Vielzahl an Konfigurationsmöglichkeiten. Für Umsteiger vom KIS ist die Sache erstmal nicht einfach, viele Arbeitsschritte müssen neu erlernt werden. Wer cPanel bereits kennt, sollte hier weniger Probleme haben.

Die einzelnen Bereiche sind logisch gruppiert, Dateiverwaltung, Domains, Datenbanken, Software, Sicherheit, E-Mail. Die Funktionsvielfalt ist groß, sodass wir hier nicht auf alle Details eingehen wollen.

Wer einfach nur eine kleine Webseite hosten will, wird sich fragen, was “Git Version Control” soll, der Profi wird sich freuen, welche Einstellvielfalt auch in den günstigeren Tarifen geboten wird. So ist SSH standardmäßig dabei, genauso wie Datenbanken, FTP-Accounts. PHP-Versionen können festgelegt werden, SSL-konfiguriert und auch die E-Mail-Konten eingerichtet werden.

Leider wirkt das System an vielen Stellen unfertig. Ein Sprachenmix aus Deutsch und Englisch wirkt seltsam. Auch die Dokumentation ist lückenhaft. Mal werden wir in den FAQ-Seiten von Hosteurope fündig, oft wird man zur englischsprachigen Hilfe des cPanel Herstellers weiter geleitet. Hier finden sich allerdings nur generische Informationen, welche zudem sehr technisch sind.

Gelegentlich fliegen wir auch einfach aus dem System raus. Für das Einrichten der Domains sind zudem Kenntnisse zur DNS-Konfiguration, was wir auch bitterlich beim Empfang von E-Mails feststellen müssen. Lediglich die erste Domain bei der Einrichtung wurde vom System in das DNS eingetragen.

Systemüberwachung und Statistiken

Positiv sind Dinge wie die Ressourcennutzung und Systemüberwachung. Bisher waren die Tarife eher eine Blackbox und schwer zu ermitteln, ob der Tarif noch zur Webseitenauslastung passt. cPanel stellt hier nicht nur Statistiken und Log-Auswertung bereit, sondern auch Systemauslastung und Bandbreiteninformationen.

Dies sollte es Webmastern erlauben, die Auslastung im Auge zu behalten und rechtzeitig auf einen größeren Tarif wechseln zu können.

Auto-SSL

SSL in inzwischen Pflicht bei Webseiten und dank Lets-Encrypt würde auch ein kostenloser Dienst zur Verfügung stellen. Dumm nur, dass Hosteurope bisher keine LetsEncrypt-Unterstützung angeboten hat und es wohl auch nicht tun wird.

Bei den cPanel-Tarifen gibt es nun stattdessen Auto-SSL. Dieses stattet alle Domains automatisch mit SSL-Zertifikaten aus. Das ist im Grunde auch perfekt, hat aber nur einen Haken: erst ab dem 19,99 Euro Tarif ist die Funktion inklusive.

Die kleinen Tarife haben die Funktion nicht und zu allem Überfluss generiert das cPanel auch noch ein selbstsigniertes Zertifikat. Das ist im Grund schlimmer als gar kein SSL-Zertifikat, da die Browser den Zugriff auf die Seite sperren. Abhilfe schafft hier unser Script für LetsEncrypt bei den cPanel-Tarifen. Im Gegensatz zum klassischen Webhosting, funktioniert dieses auch bei den kleinen Tarifen, dank SSH-Zugriff.

Dennoch wäre es schön gewesen, dass man zumindest überall eine begrenzte Anzahl an kostenlosen Auto-SSL mit dazu bekommen würde, sowas sollte 2021 Standard sein.

E-Mail

Bei der E-Mail-Konfiguration gibt es nun deutlich mehr Funktionen. E-Mail-Konten können angelegt und mit Speicherlimits versehen werden. Nutzer können zudem ihren E-Mail-Account selbst verwalten und z.B. auch ein eigenes Passwort festlegen. Auch ein Webmailer in Form von Roundcube steht zur Verfügung.

Für Kalender und Kontakte steht zudem die CalDav und CardDav Schnittstelle zur Verfügung.

Auch hier hatten wir Startprobleme, so klappte das Einrichten der E-Mail sehr gut und auch der Versand ging problemlos, allerdings konnten wir keine Mails empfangen.

Ein “550 relay not permitted” bekamen wir als Antwort. Hier konnte uns der Support weiterhelfen, immerhin auch am Wochenende und die DNS-Einträge gerade ziehen. Tücken mit denen wir bei den klassischen Tarifen so bisher nicht hatten.

Installation von Anwendungen

Zahlreiche Applikationen lassen sich automatisch installieren. Von WordPress, über WikiSoftware oder Mini-Shopsystemen. Zur Verfügung stehen klassische Open-Source-Webanwendungen.

Wer lieber alles selbst in die Hand nimmt findet Unterstützung für Perl, PHP, Python oder Ruby. Für PHP lässt sich nicht nur die Version festlegen, sondern auch Pakete nachinstallieren. Das solche Funktionen auch im kleinen Webhosting-Paket zur Verfügung stehen ist nicht selbstverständlich.

Tarifwechsel von Classic Webhosting zu cPanel

Das größte Manko derzeit dürfte die fehlende Möglichkeit zum problemlosen Wechsel in die neuen Tarife sein. cPanel ist ein eigenes System und damit kann man nicht mal eben in den neuen Tarif wechseln. Wechseln bedeutet Handarbeit. Unser Testprojekt musste manuell umgezogen werden, PHP-, HTML-Dateien und Datenbank. Gleiches gilt auch für die E-Mail-Accounts.

Sicher wird Hosteurope hier in Zukunft etwas anbieten, ansonsten laufen die alten Tarife mit KIS sicher noch sehr lange weiter.

Fazit

Die cPanel-Tarife sind ein zweischneidiges Schwert. Hosteurope bewirbt diese als “ideal für Agenturen”, was nichts anderes bedeutet, dass man halbwegs fit in der Materie sein sollte. Das fängt beim Bearbeiten der DNS-Einträge an und zeigt sich in den vielen Einstellmöglichkeiten.

Wer damit kein Problem hat, findet ein sehr flexibles System mit vielen Einstellmöglichkeiten, auch in den kleinen Tarifen. Teilweise hat man schon das Gefühl einen Root-Server zu haben. Die Funktionen sind vielfältig, so gibt es z.B. auch ein SSH-Terminal im Admin-Bereich.

Wer sich technisch nicht mit soviel Kram beschäftigen will ist derzeit in den klassischen Tarifen besser aufgehoben.

Insgesamt wirkt das System leider auch nicht fertig. Deutsch und englischer Sprachenmischmasch, das wirkt seltsam. Auch die FAQ und Supportseiten haben noch nicht den Umfang des klassischen Webhostings.

Die fehlende Möglichkeit mit bestehenden Tarifen zu wechseln, dürfte viele Anwender erstmal abhalten sich in das Wagnis cPanel anzutun und auch mit der Möglichkeit hätte ich vermutlich Bauchschmerzen unsere Webseiten mal eben zu transferieren. Ob danach noch alles so läuft?

Für neue Projekte kann man sich die cPanel-Tarife aber in jedem Fall anschauen. Wir gehen auch davon aus, dass die Kinderkrankheiten nach und nach beseitigt werden.

Das gesamte cPanel

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